In Düren, nicht weit weg von der Narrenhochburg Mainz, wird jährlich die Kirschkern-Weitspuck-Weltmeisterschaft ausgetragen.
Im Nordwesten der bayerischen Landeshauptstadt, sprich in Ludwigsfeld, absolvieren die Bewohner seit neuestem unfreiwillige Trainingseinheiten für eine brandneue, ebenso unsinnige Disziplin, nämlich für die Müllbeutel-Weitschlepp-Weltmeisterschaft.
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Mitmachen muss jeder, egal ob Mann oder Frau. Auch schnurzegal ob jung oder alt, gesund oder gebrechlich. Trainiert wird ständig, je nach Müllanfall. Und Sieger, sozusagen Goldmedaillengewinner wird sein… na, derjenige, der seine Mülltonne einst bequem vor seiner Haustüre hatte und nun seinen Mist durch die halbe Siedlung schleppen darf.
Gemessen wird in Metern, und wer nun – im Verhältnis zu vorher – die meisten Meter ohne Umwege und inklusive Abkürzungen von seiner Wohnung aus bis zum Müllkäfig latschen darf, hat sich wahrlich die goldene Auszeichnung verdient.
Unsinn glaubt Ihr, der KAMILU phantasiert wohl im Höhenrausch auf seinem Dache….
Leider nein - und der 1. April ist auch noch nicht!
Täglich sehe ich sie laufen, die Ludwigsfelder, die ihren Müll spazieren tragen. Früher drehten die alten Damen mit ihrem Handtascherl ihre Runden um die Siedlung, nun mit dem Müllbeutel. Jedes Verlassen des Hauses muss wegen dem weiten Müllweg auch dazu genutzt werden, den Dreckbeutel zur Tonne zu hieven.
Ganz gscheite Leute, die mit Sicherheit einen extrem anstrengenden Weg zu ihrem Müllschlucker im Treppenhaus haben, haben sich die neue Weltmeisterschaftsdisziplin für die Ludwigsfelder ausgedacht.
Wegen diesen innovativen Planern verschwanden die alten Aschentonnenplätze, die zahlreich vor jedem Ludwigsfelder Block vorhanden waren. Man baute Käfige, in den die Mülltonnen nun sicher vor illegalen Entsorgern stehn.
Doch Aschentonnenkäfigplätze kosten Geld und so wurde gespart und man hat auf dem Reißbrett einfach Blöcke mülltechnisch zusammengefasst… für drei Häuser gibt’s einen Müllkäfig. Und die Folge davon ist der wesentlich weitere Fußweg zur Aschentonne, doch neben der saftigen Mieterhöhung, kann dieser locker auch noch verlangt werden.
Und damit die Käfige nicht übersehen werden, baute man sie für die Ludwigsfelder Müllwanderer vorzugsweise mitten in eine Wiese durch planierte Zugangswege von allen Seiten erreichbar. Durch diese sparplanerische Meisterleistung wurde aus einem maximal 20 Meter Marsch zur Tonne ganz schnell ein mehr als 200 m Marathon… man bedenke, immer die Hände voll mit gewichtigen Müllbeuteln. Und da die neue Gründlichkeit auch Mülltonnenzuständigkeiten regelt, geht es natürlich nicht, dass man seinen Müllbeutel in eine eventuell näher gelegene Käfigbehausung bringt. Wenn diese nämlich außerhalb des Müllkäfigsprengels liegt, hat man Pech gehabt, man hat nämlich keinen passenden Käfigschlüssel.
So, und wer kürt nun die leidenden Gewinner? Wer verteilt Gold, Silber und Bronze und die „Goldene Himbeere“ für das planerische Glanzstück gleich mit dazu?
Bis zum nächsten Streich aus Ludwigsfeld.
Euer
KAMILU |