StartseiteKAMILUKAMILU Juni 2011


Urplötzlich fällt mir eine Geschichte aus meiner Schulzeit ein. In die 3. Klasse bin ich grad gegangen, eine gemischte Klasse, gut die Hälfte Mädchen und der Rest Jungs. Doch ein Kind gab es, das war bei allen gleichermaßen unbeliebt. „Ebi“ haben wir ihn genannt, eine Abkürzung aus seinem Nachnamen. Er war eine eher mickrige Erscheinung, brav und nett, doch dies nur gegenüber Erwachsenen. Ein Traumkind für Mütter und ein Albtraum für seine Klassenkameraden. Unauffällig saß er jeden Tag in seiner Schulbank. Doch in Ebi steckte gut getarnt ein kleiner Satan, der ihn zum Außenseiter in der Klassengemeinschaft machte.

Ebis Augen beobachteten seine Umgebung und seine Mitschüler genau. Und alles, was er sah und glaubte zu wissen, wurden nach Ebi-Manier unserer Klasslehrerin, dem Fräulein Meister, zugetragen. Gut dastehen wollte er vor dieser, Vorteile wollte er sich verschaffen. Er war der Inbegriff eines Schleimscheißers. „Fräulein Meister, die Leni ratscht schon wieder mit ihrer Nachbarin!“ - „Fräulein Meister, der Beni hat einen Spickzettel unterm Tisch!“ – „Fräulein Meister… ich weiß was…“ das war Ebi. Drum wollte auch kein Kind Ebi zum Freund haben, jeder hatte ihn gestrichen dick.

In der großen Pause hatte ich mich mit meinen besten Freunden Beni und Lucki hinters Schulhaus verzogen. Beni hatte von seinem Vater nämlich eine Zigarette und Zündhölzer stibitzen können und diesen einen Glimmstängel wollten wir nach altem Indianerbrauch gemeinsam rauchen. So standen wir dicht beisammen, getarnt durch die Zweige eines Holunderbusches, die erste Zigarette unseres Lebens paffend.

Geschmeckt hat der Tabak keinem, gehustet haben wir alle. Doch wir fühlten uns mächtig erwachsen. Was wir drei während unserer verbotenen Aktion nicht bemerkt hatten, war, dass Ebi uns verfolgte und aus sicherer Entfernung unsere Rauchzeichen sah.

Die Pause war vorüber, die Schüler hatten sich wieder im Klassenzimmer eingefunden. Und schon meldete sich Ebi mit seinen Fingern laut schnalzend zu Wort: „Fräulein Meister, der Beni, der Lucki und der KAMILU haben hinterm Schulhaus geraucht, ich habs genau gesehn!“

Das Fräulein Meister war zunächst sprachlos. Doch dann lobte sie die Petze für den Verrat und ließ uns drei zum Rapport antreten. Ein Leugnen war zwecklos. Sie konnte riechen, dass wir gepafft hatten. Wir gestanden kleinlaut, was einen Riesenanschiss zur Folge hatte. Die Ratte Ebi grinste schadenfroh. Zur Strafe mussten wir drei nachsitzen und es gab, was das Schlimmste war, einen blauen Brief an unsere Eltern.

Diesmal hatte Ebi den Bogen überspannt. Rache ist Blutwurst, dafür wird er büßen. Hat er auch. „Bontsches“ hat er nach der Schule kassiert, nicht zu knapp. Mit einem Veilchen ist er die nächsten Tage rumgelaufen. Doch diese Lektion hat gesessen. Gepetzt hat Ebi nie mehr!

Und noch was fällt mir ein: Schad, dass das Siedlungsfest im Juni so kurzfristig abgesagt und verschoben werden musste.

Bis zum nächsten Mal, mit einem neuen KAMILU-Schwank.

Euer

KAMILU

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