Es gab nämlich noch die Turmalin-, die Topas- und die Saphirstraße und alle drei Straßen befanden sich auf dem Grund, auf dem bis Ende der 60er Jahre die Baracken des ehemaligen KZ-Außenlager Allach standen. Die Baracken wurden überflüssig, man brauchte dieses Überbleibsel aus nicht so rühmlichen Tagen nicht mehr und so wurden sie kurzerhand abgerissen. Die drei Edelstein-Straßen, die zu den Baracken geführt hatten, verkümmerten zu Fuß- und Trampelwegen. Irgendwann verschwanden die Straßenschilder und so hat fast kaum jemand bemerkt, dass wir drei Edelstein-Straßen ärmer wurden.
Als dann 1996 - richtigerweise an der Saphirstraße - die neuen Eigentumswohnungen gebaut wurden, bekamen diese Häuser einfach die Adresse der parallel zur Saphirstraße verlaufenden Smaragdstraße, diesmal mit geraden Hausnummern. Die Saphirstraße war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Straßenregister und den Stadtplänen Münchens gestrichen worden.
Ebenso sang- und klanglos verschwanden die Turmalin- und Topasstraße von der Bildfläche. Bestes Beispiel, wie der Straßenschwund in der Praxis behandelt wurde, ist das Gebäude der Wirtschaft „Zum Südtiroler“. Dieses liegt, wenn man einen Blick auf alte Straßenpläne wirft, eindeutig in der nicht mehr existenten Turmalinstraße. Was macht die Stadt München mit Häusern, dessen Straßen verschwinden und die auf einmal keine Adresse mehr haben? Ganz einfach: Sie tauft um. Das Gebäude steht nun, ohne jemals versetzt worden zu sein, in der Granatstraße, bedeutungslos, dass die Granatstraße ja einen ganz anderen Straßenverlauf hat.
Keine Ahnung, ob irgendwann Licht in das Mysterium des „Ludwigsfelder Straßenschwunds“ kommt… doch unser Stadtplan beweist:
Es hat sie gegeben - die Turmalin-, die Topas- und die Saphirstraße.
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