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„Kinderglück unterm Schulhausdach
– Die Drei-Dutzend-Nationen-Schule in München-Ludwigsfeld

Als man vor zehn Jahren dem heimgekehrten Lehrer Angerpointner anbot, in einer Gasthausstube mit dem Unterricht in der Volksschule München-Ludwigsfeld zu beginnen, sagte er sofort zu. Die Schulbehörde hatte es damals nicht leicht, für die ausgebombte Schule Lehrkräfte zu finden, zumal Ludwigsfeld in keiner landschaftlich reizvollen Vorstadtgegend liegt. Aber wenn man Herrn Angerpointner gesagt hätte, dass er später Schulrektor einer 22 - klassigen Schule mit 770 Kindern aus drei Dutzend Nationen sein würde, hätte er ungläubig gelächelt.

Heute gibt es wohl kaum eine Schule in Europa - die Pestalozzischule im Kinderdorf Trogen in der Schweiz nicht ausgenommen -, in der auf so engem Raum und in so enger friedlicher Zusammenarbeit so viele Völkerstämme und Religionsbekenntnisse miteinander aufwachsen. Von den 770 Kindern, die heute in dem luftigen, modernen Schulhaus in Ludwigsfeld unterrichtet werden, sind 300 Kinder heimatlose Ausländer, 350 Flüchtlingskinder und 120 Einheimische. Da gibt es Ungarn und Kalmücken, Kirgisen und Polen, Letten, Esten, Litauer, Weißrussen und Ukrainer, Armenier und Türken. Aus allen süddeutschen Lagern sammelt man sie in Ludwigsfeld.

Im Unterricht wird besonderer Wert auf die deutsche Sprache, gute Schrift, tadellose Rechtschreibung und Rechnen gelegt, da diese Fächer die Grundlage für ihr berufliches Fortkommen bilden. In den ersten drei Schuljahren werden die Ausländerkinder getrennt von den deutschen unterrichtet. Erst von der vierten Klasse an gehen alle zusammen in die Drei-Dutzend-Nationen-Schule.

In all den Jahren kam es nur einmal vor, dass zwei Kinder die Staatsangehörigkeit des anderen als Schimpfwort gebrauchten. Gegebener Anlass für die Pädagogen, sich in einer Diskussion mit den Schülern darüber auszusprechen; ein zweites Mal kam es nicht wieder vor.

Ein Problem ist auch die unterschiedliche Religion. Es gibt Buddhisten, Mohammedaner, Lutheraner, Russisch-, Griechisch-, Ukrainisch-Orthodoxe, Römisch-, Griechisch- und Alt-Katholiken. Doch die Schulleitung tut, was sie kann; so kommt beispielsweise für den einzigen altkatholischen Schüler alle 14 Tage ein Geistlicher aus München.

Respekt vor dem Schulrektor und seinem Lehrerkollegium, aber auch vor der Schulbehörde, die diesen Mann schalten und walten lässt und ihn nicht bürokratisch beengt.“

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